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Kunst machen wie ein Ingenieur?

Lucian Patermann

Die Diskrepanz zwischen einer zunehmend technisierten Lebenswelt auf der einen Seite und einer individuellen Emanzipierung, hin zur naturbewussten Lebensweise, auf der anderen Seite, war für das Bauhaus lange Zeit ein wesentliches Themenfeld. Während die künstlerische Entwicklung jener Zeit eine Hinwendung zum Menschen und dessen Ausdrucksmöglichkeiten vollzogen hatte, erschien die Technik der Spätindustrialisierung als maximaler Gegensatz zu dieser – eine Maschine hat keinen Gefühlsausdruck! Oder vielleicht doch? Am Bauhaus mussten sich Kunst und Technik nicht widersprechen.
 
Laszlo Moholny-Nagy zum Beispiel, verband sein künstlerisches Schaffen mit einer großen Begeisterung für Maschinen und technische Entwicklungen. Was zu seiner Zeit noch ungewöhnlicher erschienen sein muss als heute, sind seine experimentellen Arbeiten zur Verbindung von Technik und Gefühlsausdruck. Dabei entwickelte er Apparate, Szenische Aufbauten und ganze Theaterskripte für selbige. Einige seiner Skripte, waren ihrer Zeit derartig weit voraus, dass ihre Ausführbarkeit erst Jahrzehnte später erreicht wurde. Moholny-Nagy war damit sowohl ein Pionier der Medienkunst, als auch der kinetischen Kunst, zweier Kunstgattungen die bis heute von vielen Künstler*innen weiterentwickelt werden. (-> William Forsythe, Choreograph: Flags) 

Was wir von der Geschichte des Bauhauses, den Arbeiten Moholny-Nagys und vielen anderen Akteur*innen noch heute lernen können, ist der  spielerische Umgang mit scheinbar widersprüchlichen Themen und Materialien. Heute wie damals, bilden unsere technischen Entwicklungen neue Herausforderungen für uns. Die heutigen Entwicklungen sind schwerlich zu vergleichen mit den damaligen. Dennoch kann uns der künstlerische Prozess mit neuen Techniken auch weiterhin dabei behilflich sein, sie besser zu verstehen und differenzierter bewerten zu können.

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